Inflation: The good, the bad and the ugly

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Inflation lässt sich nach vielen Kriterien kategorisieren. Einige davon sind im Artikel Inflation dargestellt. Das Thema der Bekämpfung von Inflation wird im Artikel Inflation ist wie Ketchup behandelt. Hier geht es nun darum festzustellen, wie gut sich Inflation je nach ihrer Herkunft überhaupt bekämpfen lässt.

Inflation lässt sich bezüglich ihrer Herkunft nach zwei Dimensionen kategorisieren: Inland vs. Ausland und Nachfrage vs. Angebot.

Geographische und marktbezogene Herkunft von InflationInlandAusland
Nachfragegoodbad
Angebotbadugly

Was macht die Inflation je nach Herkunft nun zu einer «guten», «schlechten» oder «hässlichen» Inflation? Der Hintergrund dazu wird im Artikel Misery Index beschrieben: Eine gute Inflation lässt sich durch die Notenbank mit gängigen Mitteln relativ rasch bekämpfen. Bei der schlechten ist dies zwar auch möglich, dauert in der Regel aber wesentlich länger und ist mit schmerzhaften Kompromissen verbunden. Die hässliche Inflation lässt sich schliesslich kaum durch die Notenbank bekämpfen.

Gute Inflation

Gute Inflation im hier verwendeten Sinn zeichnet sich dadurch aus, dass sie durch eine gesteigerte Nachfrage im Inland entsteht. An dieser Stelle soll kurz daran erinnert werden, dass von Inflation dann gesprochen wird, wenn nicht nur einzelne Waren sondern «alles» teurer wird. Nach dieser Definition dürfen wir bei Inflation welche durch gesteigerte Nachfrage im Inland verursacht wird also davon ausgehen, dass es den Menschen und Unternehmen im Inland wirtschaftlich so gut geht, dass sie mehr konsumieren möchten. Dies ist aus Sicht des Staates natürlich sehr wünschenswert. Aus Sicht der Notenbank ist jedoch darauf zu achten, dass auch diese gute Inflation nicht überbordet. Dies ist relativ einfach zu erreichen, da hier der klassische Weg der Inflationsbekämpfung funktioniert: Wenn die Notenbank die Zinsen erhöht, wird sparen attraktiver und konsumieren respektive investieren weniger attraktiv. Mögliche Nebenwirkungen sind eine Bremswirkung auf die Wirtschaft. Da diese aber offensichtlich in einem solchen Szenario bereits auf Hochtouren läuft, ist diese Nebenwirkung verschmerzbar.

Schlechte Inflation

Schlechte Inflation stammt entweder von einem gesunkenen Angebot im Inland oder einer gestiegenen Nachfrage im Ausland. In vielerlei Hinsicht unterscheiden sich diese beiden Kategorien – gemeinsam ist ihnen, dass die Bekämpfung möglich aber unangenehm ist.

Schlechte Inflation durch reduziertes Angebot im Inland

Ein in der Breite reduziertes Angebot im Inland kann eigentlich nur durch kriegerische Ereignisse oder Naturkatastrophen hervorgerufen werden. Ansonsten können Produktionsausfälle wohl einzelne Produkte schlechter verfügbar machen, aber kaum eine so breite Warengruppe, dass im Resultat von Inflation gesprochen werden muss. Solch ein Vorfall ist selbstredend an sich schon unschön. Wenn also folge davon dann auch noch die Preise vieler Güter steigen, hat der Staat ein vitales Interesse daran, diese Folge so gut wie möglich zu bekämpfen. Die Geldpolitik kann dazu einen gewissen Beitrag leisten: In einem solchen Fall kann es Sinn machen, trotz erhöhter Inflation die Zinsen zu senken um Investitionen anzukurbeln. Die Wirkung dieser Massnahme dürfte aber erst über einen längeren Zeitraum ihre Wirkung entfalten und kurzfristig die heimische Währung schwächen – welche in einer solchen Situation in der Regel ohnehin schon schwach ist. Zielführender ist es oft, wenn der Staat gezielt beim Wiederaufbau von Strukturen mit eingreift oder Güter im Ausland beschafft. Auch eine temporäre Senkung oder Aussetzung von Verbrauchssteuern kann helfend wirken.

Schlechte Inflation durch gesteigerte Nachfrage im Ausland

Dieses Phänomen ist im Allgemeinen auch als «Dutch disease» oder «Holländische Krankheit» bekannt – Inflation ist dabei nur eine der Auswirkungen. Die gesteigerte Nachfrage aus dem Ausland beschränkt sich in der Regel auf einige wenige Produkte, normalerweise auf Rohstoffe. Die gesteigerte Nachfrage nach diesen führt über die Zeit im Inland zu einer Verschiebung der Produktionsfaktoren (in erster Linie Arbeit und Kapital) hin zu diesen Gütern. Als Folge werden diese Produktionsfaktoren für andere Güter knapp und es kommt zu einer teureren Produktion. Werden diese Preissteigerungen an die Kunden weitergegeben, ist die Folge Inflation. Gleichzeitig gewinnt jedoch die eigene Währung an Wert, was Importe günstiger macht und so für eine gewisse Dämpfung des Preisauftriebs sorgt. Die Bekämpfung dieser Inflation ist nicht einfach, da sich mit Massnahme im Inland die Nachfrage im Ausland kaum beeinflussen lässt. Zinserhöhungen wirken daher kaum. Am ehesten ist dem Phänomen durch Exportsteuern beizukommen. welche gezielt auf den im Ausland stark nachgefragten Gütern erhoben werden. Die Dosierung ist hier jedoch recht schwierig – der Boom-Sektor der heimischen Industrie soll ja nicht abgewürgt werden. Immerhin sind Nebenwirkungen dieser Inflation oft Vollbeschäftigung und erhöhte Steuereinnahmen.

Hässliche Inflation

Die hässliche Inflation entsteht schliesslich, wenn das Angebot von Gütern aus dem Ausland zurückgeht. Dies ist in der Regel nicht in der Breite der Fall, sondern passiert meist im Bereich der Rohstoffe, insbesondere der Energieträger, und ist häufig auf kriegerische Ereignisse oder Naturkatastrophen im Ausland zurückzuführen. Viele Rohstoffe und gerade Energieträger finden sich direkt oder indirekt in sehr vielen Produkten wider, da sie bei Produktion oder Transport eingesetzt werden. Dadurch kann aus der Verteuerung einen Produkts Inflation in der Breite entstehen. Die entstehende Situation ist eine sehr unschöne: Die höheren Gewinne durch die höheren Preise bleiben im Ausland hängen während im Inland die Preise steigen und gleichzeitig die Wirtschaft geschwächt wird. Geldpolitische Massnahmen helfen kaum: Die Produktion im Ausland lässt sich durch Stimuli im Inland kaum ankurbeln. Auch wirtschaftspolitische Mittel bringen wenig: Am ehesten können noch die temporäre Reduktion von Importzöllen (falls vorhanden) oder die temporäre Reduktion oder Abschaffung von Verbrauchssteuern helfen. Diese entlasten die Verbraucher im Inland, führen aber zu geringeren Staatseinnahmen, was früher oder später kompensiert werden muss. Wirkliche Abhilfe schaffen nur andere, günstigere, Bezugsquellen für die benötigten ausländischen Güter oder die Umstellung der inländischen Produktion, um langfristig ohne diese Güter auszukommen. Insbesondere letzteres erfordert aber oft grosse Anpassungen und ist nur sehr langfristig und / oder unter grossen Anstrengungen umsetzbar.

Fazit

Inflation lässt sich je nach Herkunft unterschiedlich gut und mit unterschiedlichen Mitteln bekämpfen. Dabei ist eine gesteigerte Nachfrage im Inland der schönste aller Inflations-Fälle. Ein reduziertes Angebot aus dem Ausland ist der schlimmste Fall und lässt sich kaum mit Geld- oder Wirtschaftspolitik bekämpfen.

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Von Wirtschaftsversteher

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