Der Monetarismus zielt – wie der Keynesianismus – darauf ab, Konjunkturzyklen zu glätten. Allerdings unterscheiden sich die Mittel, mit denen dies erreicht werden soll grundlegend.
Das Ziel: eine Inflation im Zielbereich
Zu hohe oder zu niedrigen Inflationsraten (letztere in der Form von negativen Inflationsraten, also Deflation) können drastische Auswirkungen auf eine Volkswirtschaft haben. Natürlich sind die Auswirkungen in Fällen von Hyperinflation am grössten, aber auch schon ein moderates Überschiessen der Inflation kann zur Fehlallokation von Kapital und zu gewichtigen Vermögensumverteilungen von Schuldnern zu Gläubigern (bei Deflation in die Umgekehrte Richtung) führen. Die Fehlallokation von Kapital führt langfristig zu erheblichen volkswirtschaftlichen Schäden. In den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts kam es in den Industrieländern zu einer grossen Inflationswelle – ausgelöst von einem Ölpreis-Schock aber auch von den im Vergleich zur Geldmenge schrumpfenden Gold-Reserven der US-Notenbank. Aber auch schon zu Zeiten von Goldmünzen (also eigentlich eines 100%igen Goldstandards) kam es zu Inflationswellen, wenn neue grössere Goldvorkommen gefunden wurden, oder wenn der Staat den Goldgehalt der Münzen senkte.
Der monetaristische Ansatz
Einen grossen Anteil an der Entwicklung des Monetarismus hat Milton Friedman. Er war massgeblich daran beteiligt, dass die USA von einem keynesianischen zu einem monetaristischen Modell wechselten, um die in den 1970er Jahren entstandene Inflation zu bekämpfen.
Der Grundgedanke hinter dem monetaristischen Ansatz ist, dass die Wirtschaft ohne grosse Zyklen wächst und man hier demnach auch nichts zu steuern braucht (und dies auch nicht versuchen sollte). Das Wirtschaftswachstum ist dabei durch die Angebotsseite gesteuert. Allerdings muss die Geldmenge der jeweiligen Gütermenge angepasst werden. Die Aufgabe der Notenbank ist es also, jeweils die korrekte Menge an Geld zur Verfügung zu stellen – so dass Geldmenge und Gütermenge übereinstimmen. Daraus ergibt sich die sogenannte Quantitätsgleichung des Geldes:
Hier bedeuten:
- M: die Geldmenge
- V: die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
- P: das Preisniveau
- Y: die gehandelte Gütermenge
Das Ziel eines konstanten Preisniveaus bei einer wachsenden Gütermenge lässt sich also nur erreichen, wenn auch die linke Seite der Gleichung mit wächst. Dazu gehen Monetaristen in der Regel von einer konstanten Umlaufgeschwindigkeit aus, was zum Schluss führt, dass die Geldmenge mit derselben Geschwindigkeit wachsen muss, wie die Gütermenge. Steigt die Geldmenge zu schnell, so erhöht sich die Inflation und die Wirtschaft überhitzt. Steigt die Geldmenge zu langsam, so würgt dies das Wirtschaftswachstum ab. Eine „falsche“ Geldmenge, erzeugt gemäss Monetarismus also Zyklen im Wirtschaftswachstum, wo an sich gar keine wären.
Der Monetarismus löste den Keynesianismus in den 1970er Jahren ab und es gelang damit gut, die Inflation wieder auf ein vertretbares Mass einzudämmen. Allerdings war die damit einhergehende Arbeitslosigkeit nicht zu vernachlässigen, weshalb der Monetarismus danach in den meisten Volkwirtschaften wieder durch andere Modelle der Geld- und Wirtschaftspolitik abgelöst wurde.
Vorteile des Monetarismus
Der Monetarismus verspricht eine sehr einfache und direkte Steuerung der Inflation über die Steuerung der Geldmenge. Aus der Quantitätsgleichung lässt sich direkt eine Handlungsanweisung für die Steuerung der Geldmenge ablesen – und bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit ist diese Steuerung auch verhältnismässig einfach durchzuführen, beispielsweise über die Anpassung der Mindestreservesätze der Geschäftsbanken bei der Notenbank.
Nachteile des Monetarismus
Der Monetarismus ist lediglich dazu geeignet, die Inflation zu beeinflussen, nicht jedoch das reale Wirtschaftswachstum. Monetaristen gehen daher von einem mehr oder weniger konstanten Wirtschaftswachstum aus, was in der Realität nicht der Fall ist. Ausserdem ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht konstant, was die Geldmengensteuerung wesentlich erschwert. Die Umlaufgeschwindigkeit wird einerseits durch den technischen Fortschritt beeinflusst, andererseits auch durch die Kreditvergabe der Banken. Häufig kompensieren die Geschäftsbanken den Effekt der Notenbankpolitik (z.B. reduzierte Kreditvergabe, wenn die Notenbank die Inflation bei schwachem Wirtschaftswachstum anheben möchte). Schliesslich erweist es sich oft auch als schwierig, einmal geschaffene Liquidität wieder vom Markt abzuschöpfen.